Motorräder ohne Hauptständer gerade hinstellen
8. September 2020Bau eines Motorrad-Foto-Studios – Teil 2: Der Bau
23. Oktober 2020Es ist normal das Motorräder umgebaut bzw. individualisiert werden. Mehr noch als bei Autos wird von den Besitzern Wert auf das Aussehen oder die Verbesserung des Handling gelegt, deshalb werden häufig Blinker, Lenker, Sitzbank, Fahrwerk oder Lackierung verändert - zusätzlich kommen noch diverse Anbauteile wie Kettenöler, Griffheizungen oder Endtöpfe dazu. Es gibt Modelle, bei denen man wenig Individualisierungen findet - und dann gibt es wieder welche, bei denen man praktisch nie ein Fahrzeug im Originalzustand sieht. Die Ducati Monster gehört definitiv zu letzteren.
Einer der häufigsten Umbauten ist das Heck: Die meisten Monsteraner finden das originale Heck zu lang; es gibt daher eine breite Palette an nachzurüstenden kurzen Heckteilen. Ich allerdings gehöre zu den wenigen, die das originale, nach hinten/unten langgezogene Heck passend und sehr schön finden. Allerdings hat das originale Heckteil ein Problem: Es ist zu breit - und außerdem hängen große und viel zu klobige Blinker daran:
Ich wollte das Heckteil in seiner Länge und mit dem dreifach nach hinten gestaffelten Aufbau also so belassen wie es war, es aber deutlich schmaler machen und neue Blinker verbauen (ich hatte mich recht schnell in die Kellermann Atto dark verliebt). Die seitlichen "Ausläufer", an denen die Original-Blinker befestigt waren zu kürzen sollte nicht das Problem sein - doch wie sollte ich die riesigen Löcher, die dabei zwangsläufig entstehen, wieder füllen? Ich fragte bei einem Karosseriebetrieb in der Nähe nach: Da das Heckteil aus Kunststoff gefertigt ist sah er Probleme dieses riesige Loch zu flicken, noch dazu weil die "Füllung" recht schmal sein musste, damit das Heckteil wieder auf den Rahmen aufgesetzt werden kann. Er erzählte etwas von "er könne es ja mal versuchen" und dass es aber durchaus "ein paar hundert Euro kosten könne". Nee, danke...
Ich erzählte einem Freund davon, der prompt eine geniale Idee hatte: "Flick das Loch doch mit GFK". Hmm, gar keine schlechte Idee... Allerdings hatte ich noch nie mit GFK gearbeitet - noch dazu rappelt die Duc mächtig stark, vor allem am Heck. Ob das halten würde? Und wenn ja - wie lange? Nach einer kurzen Recherche war klar: Ein neues Heckteil kostet um die 50,- EUR - im schlimmsten Fall hätte ich also nur ein bisschen Zeit und Material verschwendet und würde jederzeit ein neues Ersatzteil bekommen können. Ich habe mir also Glasfaser-Matten und Epoxidharz bestellt und beherzt zur Stichsäge gegriffen:
Nach einem anfänglichen Schrecken, wie riesig die Löcher doch in Wirklichkeit geworden sind, habe ich einfach munter drauf losgearbeitet: learning by doing - nur wer Dinge ausprobiert hat Chancen auf Erfolg.
Es lässt sich wirklich einfach mit GFK arbeiten: Man muss nur die Glasfasermatten großzügig zurechtschneiden und sie danach mit Epoxidharz tränken - sobald die erste Schicht weitgehend trocken ist, kann die nächste drauf:
Ich hatte Samstag morgens angefangen und war spät nachmittags fertig. Etwa eine Stunde habe ich jede Schicht trocknen lassen, bevor die nächste drauf kam. Da das Epoxidharz recht schnell trocknet und sich praktisch nicht mehr entfernen lässt, wenn es einmal Kontakt hatte, habe ich zwei billige Sets an Pinseln gekauft und für jede Lage GFK einen neuen Pinsel benutzen müssen. So gut das Zeug auch hält: Beim Verarbeiten ist es eine mächtige Sauerei! Discounter-Einweg-Handschuhe und Wegwerf-Pinsel sind hier Pflicht (genauso wie vernünftige Arbeitskleidung).
Nach großzügig bemessenen zwei Tagen Trocknungszeit kam der nächste Arbeitsschritt: Das Abschneiden überschüssigen Materials und dann - mehrere Tage lang - das Schleifen und die Feinarbeit. Die Vorarbeit habe ich mit grobem 40er und 80er Schleifpapier gemacht. Danach bin ich auf 120er und 200er Schleifpapier umgesteigen und zum Schluss kam das Fillern mit Spritzspachtel und der Feinschliff mit 500er Nassschleifpapier. Eine Heidenarbeit, die so gar keinen Spaß machen will - hauptsächlich, weil sie stupide ist und man nicht wirklich Erfolge sieht. Nach einigen Tagen jedoch wurde ich für die mühevolle Arbeit belohnt:
Na das sieht doch gar nicht mal so schlecht aus - und ist obendrein auch noch sehr stabil! Zumindest die Fühlprobe in der Werkstatt bescheinigt eine lange Lebensdauer - hoffen wir dass sich die tagelange Mühe auch in der Praxis bewährt und alles so funktioniert wie ich es mir vorgestellt habe...
Zuerst müssen aber die Aufnahmen für die neuen Blinker gebohrt werden: Wie oben erwähnt habe ich mich für die zurzeit kleinsten legalen Blinker entschieden, die der Markt hergibt:
Als ich diese Blinker beim ersten Mal gesehen habe, habe ich - wie wohl jeder - an der Legalität dieser Fahrtrichtungsanzeiger gezweifelt. Nachdem ich sie aber in Aktion gesehen habe, war mir klar dass man diese Blinker gar nicht übersehen kann, wenn sie eingeschaltet sind. Man guckt besser nicht direkt rein...
Nachdem die Grundierung getrocknet war, kam noch eine Portion schwarzer Lack drauf: Ich habe mich für einen Mattschwarzen Struktur-Lack entschieden: Einerseits um ein paar kleinere Unreinheiten zu kaschieren (*räusper*), andererseits weil ich fand, dass das Heckteil nicht absolut glatt sein sollte. Bei der Gelegenheit habe ich auch direkt das alte, knallrote Rücklicht gegen ein rauchgraues LED-Rücklicht getauscht - so macht das Heck nun eine deutlich bessere Figur:
Meinen TÜVver habe ich übringes vorher von meinem Plan erzählt - auch weil es gerade bei Blinkern Mindestmaße und -abstände einzuhalten gilt, die einen ansonsten die Plakette kosten können. Außerdem - das ist meine Erfahrung - sind die meisten Prüfingenieure sehr interessiert was Fahrzeuge allgemein angeht und beraten einen gerne wenn man Umbauten plant. Ein im Vorfeld ins Boot geholter TÜVver freut sich, wenn seine Anmerkungen berücksichtigt wurden und der Umbau gelungen ist - einer, den man vorab nicht um Rat gefragt hat, ist meist deutlich strenger, wenn es um Mindestmaße oder Grenzfälle geht...
Der Umbau ist nun ziemlich genau zwei Jahre alt. Bis heute hält das Heck ohne auch nur das geringste bisschen Instabilität zu zeigen - das GFK tut wirklich was es soll!