Computer-Gehäuse selbst gebaut: Der Tardis-PC
24. April 2021Eine Tour zum Nordkapp – doch zu welchem?
30. Juli 2023Da ich meine Zeit schon seit ein paar Jahren neben der Fotografie mit immer ausgiebigeren Motorrad-Urlauben verbringe, habe ich mich schon länger nach einem größeren, Touren-tauglicheren Motorrad gesehnt. An und für sich bin ich zwar ein Fan von Naked-Bikes – insbesondere aus den 90er Jahren. Ein Windschild sollte „die neue“ aber haben, weil auf Dauer dieser gewaltige Druck von vorne schon nervt. Idealerweise sollte sie sogar eine Vollverkleidung haben, damit Wind und Regen möglichst zur Seite hin abgelenkt werden. Ein bisschen mehr Wumms als meine treue CB 500 (mit der ich auch schon so manche Tour bestritten habe – aktueller Kilometerstand: ~230.000) soll sie aber auch haben, damit ich auch voll bepackt „mal eben schnell“ überholen kann. Auch etwas größer sollte sie auch sein, sodass neben zwei Koffern auch ein großes Topcase hinten drauf passt. Und vor allem soll sie leicht handelbar sein und Fahrfehler verzeihen, sodass ich mich schaltfaul und von reizvollen Landschaften abgelenkt voll auf sie verlassen kann.
Nachdem diese Kriterien feststanden und ich mich im Segment der Sport-Tourer umgesehen hatte, standen anfangs ein gutes Dutzend Modelle auf meiner Liste – bis zum Schluss nur noch drei Hondas übrig blieben. Letztendlich hat die CBF 1000 F (SC 64) das Rennen gemacht (anfangs hatte ich zwar noch das Vorgängermodelle, die „Einfach-F“ vor Augen – hauptsächlich wegen des schöneren Cockpits. Da die „Doppel-F“ aber technisch in so ziemlich allen Bereichen verbessert wurde und auch noch die schönere Linienführung hat, habe ich für mich beschlossen, dass ich mich schon an diese neumodischen Digitalanzeigen gewöhnen werde [müssen]).
Da ich bereits Anthrazit als „grenzwertig bunt“ betrachte stand meine Farbwahl relativ schnell fest – nämlich nach einer ausgiebigen Bedenkzeit von etwa fünf Sekunden (ich war etwas unentschlossen an diesem Tag). Der Zustand sollte natürlich bestmöglich sein, kosten sollte sie nicht erheblich mehr als 6.000 EUR - immerhin das Baujahr war mir (auch wegen fehlender Modellpflege) im Prinzip egal. Mit diesen Suchkriterien findet man allerdings nicht viele Maschinen (allein die Vollverkleidung reduziert die Auswahl auf ~20% aller angebotenen CBF-F’s). Im Januar hatte ich dann eine gefunden – doch kaum war ich auf die Anzeige aufmerksam geworden, war das Angebot auch schon wieder gelöscht. Na toll…
Doch schon einen Tag später flatterte ein neues Inserat herein – dieses war sogar noch besser als das vorherige: Für gerade einmal 250,- EUR mehr hatte diese CBF (obwohl ein Jahr älter) nur die halbe Laufleistung. Da ich das Geld erst Anfang Mai zusammen haben würde, habe ich „auf gut Glück“ den Verkäufer angeschrieben und ihm den Vorschlag unterbreitet die CBF mit 1.000 EUR anzuzahlen und sie dann im Mai, nach vollständiger Bezahlung, abzuholen. Da es sich um ein Autohaus handelte, für das 2qm² Lagerfläche kein Problem darstellte, hat er sich darauf eingelassen. Ich habe also einen Tagesausflug nach Emden gemacht um mir meine „potentiell Zukünftige“ genauer anzusehen:
Drei Vorbesitzer hat sie – davon die letzten beiden aus besagtem Autohaus. Der dato aktuelle Eigner, der Chef des Hauses, hatte sie einem seiner Mitarbeiter ein gutes halbes Jahr vorher abgekauft, die Batterie gewechselt, den TÜV erneuert – um dann nach nicht einmal 500km festzustellen, dass er doch lieber eine Reise-Enduro haben möchte… Immerhin wird das Motorrad über das Autohaus verkauft – also mit einem Jahr Gewährleistung.
Der Kilometerzähler zeigte nur unwesentlich mehr als 13tkm – zwischen Anzahlung und Abholung sollte sie noch die 12.000er Inspektion vom ortsansässigen HH bekommen. Bei der Erstbesichtigung zeugten etwas Staub und ein paar oberflächliche Spinnweben von der Stiefmütterlichen Behandlung, die sie in letzter Zeit erfahren musste. Die Reifen zeigten DOT 3010 und 3410 – es war also noch die Erstbereifung montiert. Im Handschuhfach hatte sich eine Maus eingenistet – außer etwas Dreck waren jedoch keine Spuren zu sehen. Sie hatte keine Kabel angeknabbert und auch sonst keine Schäden angerichtet – Glück gehabt. Das war es auch schon mit kritischen Beobachtungen; technisch war sie in einem Top-Zustand und auch optisch waren ihr die 10 Jahre kaum anzusehen (keine Kratzer, kein Flugrost o.ä.). Die Bremsen hatten noch gut Belag, die Federung war solide und straff, die Gabeln ölten nicht, die Radlager wiesen kein Spiel auf, das Lenkkopflager hatte keine Rastpunkte und die Elektrik funktionierte einwandfrei. Verbastelt war sie auch nicht – eine 12V-Bordsteckdose war das einzige Nicht-Serienteil, dass ich erspähen konnte, ansonsten präsentierte sie sich so, wie sie geschaffen wurde. Also schnell rein in die Lederkombi und auf zur Probefahrt:
Da es vormittags etwas Schneeregen gab waren die Straßen noch feucht, aber bei +5°C war es durchaus zu ertragen. Die CBF wurde vorab nicht warmgelaufen und sprang direkt an – hier machte sich die neue Batterie schon mal bezahlt. Ich hatte mir eine kurze Runde zurechtgesucht, die im Grunde alles Wichtige abdeckte: Zuerst eine wenig befahrene und buckelige Piste – gut zum „Einfahren“ und testen der Federung, danach ein Abstecher durch ein Wohngebiet (langsam fahren, Balance testen etc.). Auf dem Parkplatz eines Sportplatzes habe ich dann das ABS getestet – sowohl vorne als auch hinten schlug es einwandfrei an – sehr gut! Danach gab es noch ein paar Kilometer Bundesstraße; hervorragend um Beschleunigung und Durchzug zu testen (da in der CBF 1000 F der modifizierte Fireblade-Motor werkelt, kann man ganz bequem aus dem Drehzahl-Keller – ohne zu schalten – in kürzester Zeit bis in höchste Höhen durchbeschleunigen). Abschließend ging es innerorts zurück zum Händler. Auch hier waren Motor-, Getriebe- oder sonstige Geräusche normal, sie gab in jeder Situation nur „beruhigende“ Betriebsgeräusche von sich.
Ich habe sie schlussendlich für 300,- EUR weniger bekommen als der Verkäufer ursprünglich haben wollte – da ein neuer Satz Reifen und etwas Putzarbeit nötig waren ein fairer Deal. Zwischen Anzahlung und Abholung lagen nun jedoch noch quälend lange 104 Tage – immerhin war absehbar das ich das Geld erst zum Mai zusammenhaben würde, sofern nicht noch ein Lottogewinn dazwischen kommen würde (Spoiler: er kam nicht). Und da ein solches Motorrad in einem solchen Zustand nun mal nicht wöchentlich in den einschlägigen Gebrauchtfahrzeugbörsen eingestellt wird, musste ich diesen langen Umweg gehen… Aber das Warten hat sich gelohnt – heute habe ich sie mit einem Freund zusammen per Hänger abgeholt (mit den alten, porösen und abgefahrenen Reifen wollte ich die 350km BAB nicht bestreiten). Die gebürtige Bremerin hat ihren Umzug von Niedersachsen nach NRW gut überstanden. In den nächsten Tagen bekommt sie erst einmal frische Gummi’s und reichlich pflegerische Zuwendung. Das Kennzeichen ist auch schon geprägt und wartet auf die offiziellen Aufkleber - ich werde sie nämlich am übernächsten Montag anmelden, dann feiert sie ihren 10. Geburtstag! Ein frisch gedruckter Fahrzeugschein ist doch ein perfektes Geschenk, finde ich…
Wie bereits gesagt befindet sich die CBF-F im Originalzustand - natürlich werde ich ihr ein paar Reisetaugliche Zubehör-Teile verpassen (und auch hier und da die Optik etwas verbessern). Das schaffe ich aber, abgesehen von ein paar Ausnahmen, wohl erst zum Ende des Jahres, wenn mein Konto mir wieder Teile-Bestellungen erlaubt… Für den Moment gibt es deshalb noch nicht viel zu sehen – ein paar Bilder habe ich natürlich trotzdem schonmal gemacht: