Tag 9 – Franken
16. Juni 2020Uhren aus Motorrad-Teilen
21. Juni 2020Ich sitze morgens in meinem Zimmer und gucke raus. Es ist trocken. Sehr gut.
Ich gucke wieder raus. Es regnet.
Was?
Nach einem schnellen Blick in den Wetterbericht ist klar, dass es weit und breit nur eine einzige Regenwolke von der Größe einer Großstadt am Morgenhimmel gibt. Und sie zieht in Richtung Nordwesten - also genau entlang meiner Route. Na toll...
Option 1: Ich packe sofort zusammen und fahre ohne Frühstück los, dann bleibe ich zwar vor der Wolke und auf trockenen Straßen, kann aber kaum in Ruhe Pausen machen, weil sie mich immer wieder einholen würde.
Option 2: Ich frühstücke in Ruhe, packe dann langsam zusammen und mache mich hinter der Wolke auf den Heimweg - dann hätte ich zwar nasse Straßen, aber zumindest die Gewissheit dass hinter mir nichts mehr kommt.
Ich entscheide mich für die zweite Option und gehe in Ruhe frühstücken. Immerhin ist heute mein letzter Urlaubstag und da habe ich keine Lust mich stressen zu lassen, sondern gehe lieber alles in Ruhe an.
Nachdem ich mich aufgemacht habe ist gleich nach rund 30km schon wieder Schluss: Kurz vor Lauterbach steht, außerhalb eines Industriegebietes, die Burgruine Wartenberg. Wegen ihrer Lage (und sicherlich auch wegen der frühen Uhrzeit an einem Wochentag) bin ich weit und breit der einzige hier. Sehr gut - dann kann ich mich ja in aller Ruhe hier umsehen. Weil die Bedingungen gerade ideal sind (ich bin allein und die Wolken hängen sehr tief) kann ich endlich mal ausprobieren, was ich schon seit langem mal testen wollte: Die Drohne durch die Wolkendecke schicken und so ein Landschafts-Panorama von GANZ oben fotografieren! Da das ganze ohnehin etwas länger dauert, so hoffe ich, sind die Straßen wieder weitgehend trocken, bis ich mit allem fertig bin.
Mein Plan geht zumindest teilweise auf: Die meisten Straßen sind tatsächlich trocken, aber je näher ich Marburg komme, desto nasser wird es wieder - bis ich doch noch im Regen lande. Shit - ich habe die Wolke eingeholt. Auf Marburg im Regen habe ich keine Lust, also fahre ich ohne Zwischenstop direkt weiter und verlasse Hessen kurz darauf.
Die kurvenreichen Strecken im Siegerland und Sauerland sind weitgehend trocken und wenig befahren, sodass ich fast vergesse die nächste Pause einzulegen - so langsam wäre es tatsächlich mal wieder Zeit für einen Kaffee. "Ach komm," sagt eine Stimme in meinem Kopf zum widerholten Male, "diesen einen kurvigen Abschnitt noch...".
Erst als die Schilder den Weg zum nahe gelegenen Biggesee zeigen, wird mir klar, wie lange ich tatsächlich ohne Pause unterwegs war... Eigentlich lohnt es ja kaum noch, da ich jetzt bis nach Hause nur noch eine gute Stunde brauche - andererseits meldet sich mittlerweile ein doch recht starkes Hungergefühl, also steuere ich den guten alten Bigge Grill an. Hier ist der Kaffee immer lecker und auch die Burger sind klasse. Außerdem gibt's eigentlich zu jeder Tageszeit ein paar Unikate zu bestaunen. Und siehe da: Ich habe kaum in meinen Burger gebissen, da knattert auch schon eine alte BMW heran (ich glaube eine R25).
Altbekannte kurvige Strecken bringen mich nach insgesamt 2.558km schließlich wieder nach Hause. Eine schöne Tour war's.
Landschaftlich.
Der Regen war zwischenzeitlich doch ein bisschen viel und hat mir einige Zwischenstopps vermasselt - ich werde also wohl noch einmal für eine Tour den Süden Deutschlands erkunden müssen, irgendwann...