Tag 10: Norwegische Gebirgslandschaften & Wasserfälle I
24. Juni 2019Tag 12 – Sturm am Südkapp
26. Juni 2019Der nächtliche Dauerregen hat - so die morgendliche Erkenntnis beim spartanischen aber leckeren Frühstück - ein Gutes: Die vielen Wasserfälle, die für heute auf dem Plan stehen, werden gut gefüllt sein! Los geht es nach nicht einmal zehn Kilometern mit dem Låtefossen, einem Zwillingswasserfall. Der ist so berühmt, dass es mittlerweile einen Busparkplatz gibt, an dem fast zeitgleich mit uns ein spanischer Reisebus ankommt - und genau so voll ist es hier ohnehin schon: Etwa 20-30 PKW und zwei Reisebusse stehen schon da, als wir ankommen. Und da das unbequeme Wetter weiterhin vorherrscht, ist der Parkplatz noch nicht einmal komplett gefüllt... Trotzdem reichen die Besuchermassen aus um uns ein paar Fotos zu versauen. Außerdem kommt der Verkehr an dieser engen Stelle (die Straße verläuft direkt neben dem Wasserfall) immer wieder zum erliegen. Mit Geduld und etwas Glück (drei LKW hintereinander haben die Brücke regelrecht "leergefegt") komme ich dann doch noch zu meinem Zielfoto - ohne im Nachhinein allzu viele bunte Goretex-Jacken Rausretuschieren zu müssen:
Unser Weg führt uns weiter straight Richtung Süden: Wir durchqueren die Telemark - eine Hocheben die stellenweise eher den Charakter eines Mittelgebirges hat. Sie liegt zwar im Süden Süd-Norwegens, für Ende Juni ist es aber verdammt ungemütlich: Es ist windig und kalt, zeitweise macht uns der anhaltende Regen zu schaffen. Auf einigen Pässen, die wir überqueren, zeigen die Thermometer gerade einmal 5°C an - der scharfe Wind sorgt mehr als einmal dafür, dass wir schon nach ein paar Minuten, einer handvoll Fotos und einem Schluck aus der Wasserflasche direkt wieder unsere Handschuhe anziehen und uns trotz der beeindruckenden Aussicht auf den Weg machen. Irgendwo auf einem hoch gelegenen Hügel entdeckten wir - ferab jeglicher Zivilisation - eine Ansammlung von Häusern. Einige kann man wohl mieten, andere sehen nach Lagerhäusern oder großen Garagen aus. Eines aber sticht deutlich hervor: es sieht nach einem Restaurant aus. Wir parken, sehen uns um und sind uns sofort einig: Trotz dem wir kaum Hunger haben, setzen wir uns für ein gutes Stündchen rein und essen ein bisschen was - einfach nur um uns wieder aufzuwärmen.
Natürlich wussten wir das es stellenweise unbequmen werden würde - und selbstverständlich haben wir uns auch auf niedrigere Temperaturen und häufigen Regen vorbereitet. Aber damit, das wir (Ende Juni!) durch stunden- bis tagelangen Dauerregen bei Temperaturen im unteren einstelligen Bereich unterwegs sein würden haben wir nun wirklich nicht gerechnet (immerhin ist das hier keine Nordkapp-Tour).
Nachdem wir wieder einigermaßen warm und trocken sind und es sogar aufgehört hat zu regnen mümmeln wir uns wieder in unsere Klamotten: die extradicke Sturmhaube, der Pullover, die Winterhandschuhe und zusammengebissene Zähne lassen uns durchhalten. Nach und nach verschwinden die Schneebedeckten Kuppen - wir fahren mehr bergab als bergauf, der Wind lässt spürbar nach und auch das Wetter wird milder. Ein zwischenzeitlicher Blick auf das Regenradar kündigt für den Abend zwar nichts Gutes an - unser Tagesziel, Hornnes, erreichen wir aber im Trockenen.
Eigentlich hatten wir uns gefreut das Zelt im Trockenen aufbauen zu können. Eigentlich hatten wir gedacht dass der Regen unser schlimmster Feind sein würde. Und eigentlich wollten wir noch etwas in der Gegend umherspazieren und selbige erkunden. Allerdings ist die Umgebung voller Mücken - es müssen hunderte sein. Tausende. Millionen. Jedes Mal, wenn wir kurz aus dem Zelt gehen oder auch nur den Kopf herausstrecken kommen direkt Myriaden dieser kleinen Plagegeister angeschwirrt. Jedes. Verdammte. Mal.
Natürlich haben diese Biester sich erst gezeigt als wir mit dem Zeltaufbau fertig waren - ansonsten hätten wir uns ja einfach einen neuen Platz zum Übernachten gesucht. Da das Zelt aber schon steht und voll bepackt - und somit nicht ohne weiteres verschiebbar - ist, beschließen wir den Abend im Schutz des Zeltes zu verbringen (es soll ja eh bald anfangen zu regnen) und nutzen die Nacht im kuschelig-warmen Schlafsack für einen erholsamen Schlaf.