
Tag 1 – Vom Bergischen bis in den Pfälzer Wald
8. Juni 2020
Tag 3 – Wasserfälle im Herzen des Schwarzwaldes
10. Juni 2020Der Tag hatte so gut angefangen: Schon beim Frühstück freute sich ein Tischnachbar über meine Bekleidung ("Desch T-Shirt isch subber!"). Etwas später habe ich meine Unterkunft mit Plastikgeld bezahlt; die freundliche Dame an der Rezeption verlangte "desch Kärtle bidde" und schon kurz darauf lernte ich das man in Zeiten der verschärften Hygieneverordnungen in Deutschland zwar Mundschutz trägt, in Schwaben aber die Pflicht zum Tragen eines "Maultäschles" besteht. Ich meine das keineswegs böse - aber für mein hochdeutsch geprägtes Ohr hört sich das schwäbische, nunja, niedlich an. Meine Stimmung war auf einen Hochpunkt, als ich um 9:00 Uhr aufgebrochen bin.
Um 10:00 Uhr fing es dann leicht an zu regnen. Genug, um die Regenkombi anzuziehen, während ich in Neuburg auf die Fähre gewartet habe, die mich an das andere Rheinufer bringen sollte. So richtig aufgehört zu regnen hat es erst gegen 16:00 Uhr - mit etwas Glück habe ich aber beide geplanten Sightseeing-Punkte in Regenpausen erwischen können, habe jedoch auf einem Baustellen-Umweg zunächst am Aussichtspunkt nahe Schwarzmiss für einen Fotostopp angehalten, da durch genau dieses verhasste Wetter dicke Nebelschwaben aus dem Tal aufgestiegen sind, wodurch sich eine sehenswerte Szenerie ergab:
Zwischenzeitlich ist mir die Musik unter'm Helm ausgegangen - klar hätte ich meinen MP3-Player auch mit der im Tankrucksack bereit liegenden Powerbank wieder zum Leben erwecken können. Aber irgendwie war mir nicht danach - es ist auch ganz schön mal eine Zeit lang nichts zu hören und den eigenen Gedanken dabei zuzusehen, wie sie die verrücktesten Wendungen nehmen und auf die schrägsten Ideen kommen. Und ist es nicht genau dieses den-Kopf-frei-kriegen, dass mich dazu bewogen hat diese Tour alleine zu fahren? Nicht, dass ich nicht im Vorfeld auch Freunde hätte fragen können mich zu begleiten, aber hin und wieder reizt es mich auch mal ein paar Tage nur auf mich gestellt zu sein um wirklich mal "dem Alltag zu entfliehen", wie es so schön heißt.
Ohne Mittagspause (keine Lust) und Tankstop (keine Tankstelle) bin ich dann in den "Alternativen Wolf- & Bärenpark" südwestlich von Freudenberg gefahren: Dort werden "gerettete" Tiere untergebracht, die in großzügig bemessenen Gehegen ihren Lebensabend verbringen dürfen (einige wurden als Tanzbären gehalten, andere in viel zu kleinen Käfigen ausgestellt). Interessante Randnotiz: Die ebenfalls im Park lebenden Wölfe helfen den Bären ihre Traumata zu überwinden, indem sie durch's Unterholz schleichen, sich das Futter der Bären unter die Krallen reißen wollen und so die natürlichen Verhaltensweisen der Bären fördern.
Den zweiten Zwischenstop habe ich in zwischen Ottenhöfen und Ottenau eingelegt: Hier gibt es nach einem kurzen Fußmarsch die "Allerheiligenfälle" zu bestaunen - ein Wasserfall in einer schmalen Felsschlucht, der auch gut in Norwegen hätte entstehen können. Etwa einen Kilometer entfernt kann man noch die Ruine des Allerheiligen-Klosters erkunden. Aber die ist, ehrlich gesagt, wenig spektakulär. Ich glaube es war vor allem das ermüdende Wetter dass mich dann recht schnell hat weiterfahren lassen (solange es noch trocken war).