Tag 2 – Nördlicher Schwarzwald
9. Juni 2020Tag 4 – Hochschwarzwald und entlang der schweizer Grenze
11. Juni 2020Eigentlich hatte der Tag ganz gut angefangen: Die Straßen waren zwar vom nächtlichen Regen nass, aber dafür war die Luft klar und trocken. Das Wetter war also gar nicht so schlimm wie am Vorabend angekündigt – sollte ich doch etwas Glück haben? Das würde kaum ins Bild passen: Bei so ziemlich jeder Urlaubs-Tour, die ich bisher gefahren bin, war das Wetter nicht so wie es eigentlich für die jeweilige Jahreszeit sein sollte, meist sogar vor und nach meinem Urlaub deutlich besser als in diesen paar Tagen vor Ort.
Den ersten Zwischenstopp habe ich bei den Triberger Wasserfällen eingelegt. Sie haben eine ich-weiß-nicht-mehr-wie-hohe Fallhöhe – jedenfalls ist es Deutschlands höchster Wasserfall überhaupt. Wenn man bei der Besichtigung den kompletten Rundweg läuft, legt man jedenfalls ordentlich Höhenmeter zurück, denn es führen viele (Seiten-)Wege an beiden Seiten der Fälle von ganz oben bis ganz unten – bei gutem Wetter darf also auch hier die Lederjacke gerne am Parkplatz warten!
Auf dem Weg zu meinem nächsten Sightseeing-Punkt fing es immer mal wieder an zu regnen. Nicht genug als dass ich meine Regenkombi ausgepackt hätte, aber (kontinuierlich) genug, um mir so langsam die Laune zu verhageln. Die Ruine „Hochburg“ hatte ich eigentlich deshalb eingeplant, weil ich irgendwo Luftaufnahmen gesehen hatte und einen Drohnenflug drum herum machen wollte – doch bei Regen schicke ich sie nicht hoch. Ich bin dann unverrichteter Dinge wieder gefahren; sie war eh „nur“ ein Zufallsfund auf der ohnehin geplanten Strecke.
Je tiefer ich in den Schwarzwald gefahren bin, desto deutlicher wurden die regionalen Besonderheiten. Wer schon einmal in Skandinavien war, wird sich erinnern, dass dort - tatsächlich, wie man es immer hört - überall, aber auch wirklich überall, die typischen rot-weiß gestrichenen Holzhäuser stehen. Ähnlich ist es in den Tiefen des Schwarzwaldes: Überall, aber auch wirklich überall, stehen diese typisch schwäbischen Häuser mit den bunt lackierten Fensterläden, weitläufigen Balkonen, den obligatorischen Bumenkästen vor jedem Fenster und dem Stapel Feuerholz vor, neben oder hinter dem Haus (wahlweise als "normales" Steinhaus oder als Fachwerkhaus. Außerdem kann man, je weiter man fährt, den weltbekannten Kuckucksuhren nicht ausweichen; sogar die größte Kuckucksuhr der Welt steht - wen wundert's - hier.
Mein Bruder hatte mir, schon vor langer Zeit, den Aussichtpunkt „Schauinsland“ ans Herz gelegt. Nicht nur, dass der Weg nach oben mit Kurven gesäumt ist, die eine schöner als die andere ist, man hat von dort auch einen phantastischen Blick über das Umland (die Google-Bildersuche bestätigt das). Als ich mich heute auf den Weg nach oben gemacht habe, bin ich aber über den dritten Gang nicht hinausgekommen: Die Straße war triefnass, es hat stärker geschüttet je höher ich gekommen bin und die Sicht betrug etwa achteinhalb Meter. Dementsprechend ist auch mein persönliches „Schauinsland-Panorama-Foto“ geworden (s. rechts). Durchnässt, kalt, müde, hungrig und enttäuscht bin ich dann flugs auf der anderen Seite wieder runtergefahren und habe mich in die Obhut einer Pizzeria begeben, die eine Wahnsinns Spaghetti Aglio e olio serviert hat. Als Nachtisch gab es – wie sollte es anders sein – ein mächtig großes Stück Schwarzwälder-Kirsch-Torte. Schmeckte aber auch nicht besser als daheim.
Am Nachmittag klarte es tatsächlich noch einmal auf und ich konnte den Todtnauer Wasserfall bei bestem Wetter bestaunen – und endlich die Drohne hoch schicken. Nach diesem kurzen Zwischenhoch bin ich noch mal schnell ein paar Kilometer zurück gefahren, schließlich war der Himmel blau, die Sonne warm und „Schauinsland“ knapp 30km weit weg. Vielleicht kann ich ja doch noch ein paar schöne Aufnahmen machen? Nein! Je näher ich ran kam, desto nasser wurden die Straßen, angefangen bei trocken, dann mit ein paar dunklen Flecken, noch mehr Nässespuren bis „feucht“ und schließlich – nach gerade einmal 10 Kilometern – war die Sicht wieder im einstelligen Meter-Bereich und der Asphalt triefnass. Morgen nochmal wiederkommen kann auch nicht - zwar wäre die Anfahrt nicht weit und der Umweg würde sich lohnen, allerdings ist die Strecke an Wochenenden und Feiertagen für Motorräder gesperrt. Wenn es einmal läuft…