Tag 6 – Bayerische Voralpen I
13. Juni 2020Tag 8 – I’m Siiiinging in the Rain…
15. Juni 2020Ich habe in einem Wirtshaus in einem kleinen Dorf irgendwo in den bayerischen Voralpen übernachtet. Der Gastwirt war sehr entgegenkommend und hat mir angeboten das Motorrad in seiner Garage unterzubringen – die war zwar schon ziemlich voll, aber zwei Quadratmeter hatte er noch übrig, sodass meine treue CB 500 mit ihren mittlerweile 220tkm wenigstens warm und trocken übernachten konnte, so wie ich. Sehr nett. Es war übrigens der Gasthof „Zum Hirsch“ in Görisried – kann man ja ruhig mal weiterempfehlen.
Ein kurzer Blick nach draußen ist zunächst verheißungsvoll: die Straßen sind zwar feucht, aber zumindest ist kein neuer Regen in Sicht. Nach einem hervorragenden Frühstück und einem gemütlichen Packen (in der trockenen Garage) entschließe ich mich nach kurzem Überlegen doch dazu, die Regenkombi anzuziehen: Zwar hat sich mittlerweile ein nur sehr feiner Nieselregen eingestellt, aber ein schneller Blick auf die Wetterkarte verrät mir, dass mich dieser eine ganze Zeit lang begleiten wird… Ich entscheide mich trotzdem für die ursprüngliche Route mit ihren Zwischenzielen – zum Einen weil ich auf ein bisschen Glück und die ein oder andere Regenpause zum Erkunden der Gelände hoffe und zum Anderen weil der Check-in der Jugendherberge, in der ich heute nächtigen werde, erst um 16:00 Uhr beginnt. Da ich um 9:00 Uhr starte und nur gut 150km zurückzulegen habe, habe ich also jede Menge Zeit…
Als ich bei der Burg Eisenberg im gleichnamigen Ort ankomme, hat der Regen zugelegt. Ich habe wenig Lust die Regenkombi auszuziehen – außerdem nimmt der Regen eher zu als ab, also kommt ein Umherkaufen ohne Regenkombi auch nicht in Frage. Da meine Handschuhe zudem bereits einen recht ordentlichen Feuchtigkeitsgehalt aufweisen, entschließe ich mich kurzerhand dazu diese tolle Ruine nicht auf eigene Faust zu erkunden und fahre weiter. Schade – aber vielleicht komme ich ja irgendwann noch mal bei besserem Wetter hier vorbei …
Ich lege unterwegs noch kurze Zwischenstopps an landschaftlich reizvollen Orten ein – bei diesem tollen Alpen-Panorama reizt es mich immer wieder „mal eben“ für eine kurze Aussicht und ein schnelles Foto anzuhalten, aber das Wetter (und vor allem die mittlerweile nassen Handschuhe) halten mich dann doch meist zurück. Nur an drei Orten kann ich nicht widerstehen…
Ich komme schließlich am Eibsee, direkt unterhalb der Zugspitze, an. Eine Gondelfahrt nach oben erspare ich mir – einerseits, weil sie mit knapp 60,- EUR bedeutend teurer wäre als ich erwartet hätte, und andererseits, weil der ganze Berg ohnehin in dichten Nebel gehüllt ist – selbst die Livestream-Kamera, die an der Bodenstation das aktuelle Bild "von oben" überträgt, rät mir vom Kauf eines Tickets ab. Also mache ich erstmal Pause und esse am Eibsee die hervorragenden Käse-Spätzle, auf die ich aus irgendeinem Grund im Schwarzwald verzichtet habe. Und da der Wetterbericht tatsächlich eine Besserung in Aussicht stellt, entschließe ich mich kurzerhand dazu, den See auch noch zu umrunden, um den eben aufgetankten Käse wieder zu verbrennen…
Zwei Stunden soll der Rundweg angeblich dauern – laut den aufgestellten Hinwesschildern zumindest. „Na, die siebeneinhalb Kilometer schaffe ich doch locker schneller“ denke ich so bei mir.
Als ich nach einer guten halben Stunde zurückblicke und feststelle, dass ich erst gut 500m geschafft habe, muss ich unweigerlich daran denken das ich kürzlich irgendwo gelesen hatte, dass der Eibsee-Wanderweg zu den schönsten Wanderwegen Bayerns zählen soll. „Stimmt“ denke ich mir und packe meine Kamera wieder ein. Zeitraffer-Aufnahmen sehen zwar geil aus, kosten bei der Erstellung aber eine Menge Zeit…
Den Eibsee nach (oder vor) dem Essen zu umrunden kann ich bedenkenlos weiterempfehlen! Zwar geht es hier und da ein kleines bisschen steil bergauf (der ab), man kann die Strecke aber bedenkenlos auch in Motorrad-Stiefeln absolvieren! Man sollte aber, wenn man schon eine mehrere Kilo schwere Foto-Ausrüstung mitschleppt, möglichst einen Rucksack – und keine die Schultern immer nur einseitig belastende Umhänge-Tasche – mitnehmen. So man denn Platz hat. Aber das hatten wir ja schon…
Auf dem letzten Kilometer fängt es dann wieder zu regnen an – verdammt, das Tiefdruckgebiet ist doch eine gute Stunde eher hier als ursprünglich angekündigt. Ich werde also gleich doppelt nass: von oben und von innen, da ich mich (das letzte Stück bergan) beeile, um dem schlimmsten zu entgehen bevor ich, keine halbe Stunde später, an der Jugendherberge ankomme. Auf dem großzügigen Parkplatz parken nur drei Motorräder – zwei aus dem Ruhrgebiet und eines aus dem Münsterland, meiner alten Heimat. Einer der Biker ölt gerade seine Kette und bietet mir auch einen Schluck Kettenfett an – sehr gut, denn mein Kettenöler scheint sich so langsam in die ewigen Jagdgründe zu verabschieden, und nach der Regentour heute kann ein bisschen Fett nicht schaden. Beim einchecken erfahre ich noch, dass wir vier die einzigen Gäste im Haus sind, was das morgige Frühstück (trotz Corona-Schutz-Bestimmungen) sehr entspannt gestalten wird…