
Tag 8 – I’m Siiiinging in the Rain…
15. Juni 2020
Tag 10 – Hessen, Siegerland, Sauerland & Bergisches Land
17. Juni 2020In der Jugendherberge funktioniert die Heizung nicht. Eigentlich ist das auch nicht weiter schlimm, da es prinzipiell warm genug ist. Allerdings sind meine Sachen – insbesondere meine Handschuhe - dermaßen durchnässt, dass ich sie über Nacht auf der Heizung trocknen wollte (beim Ballen einer Faust kam ein gutes Schnapsglas voll Wasser aus jedem Handschuh…). Heute Morgen sind alle meine Sachen wieder soweit trocken, die Handschuhe sind jedoch noch ordentlich klamm. Ich überlege, ob ich auf mein Reserve-Paar umsteigen soll, entscheide mich aber dagegen, weil sie im Fahrtwind besser trocknen werden als im Topcase. Und da dieses riesige Tiefdruckgebiet, dass sich nur sehr sehr langsam Richtung Nordwesten – und somit von mir weg – bewegt, über Nacht weit genug abgezogen ist, sieht es für heute richtig gut aus.
Ich lade also die vorbereitete Route (mit Zwischenzielen) ins Navi und mache mich, vorbei an Nürnberg und durch Erlangen, auf den Weg nach Bamberg. Die fränkische Landschaft ist schön anzusehen, aber leider nicht so kurvenreich wie ich es aus dem südlichen Bayern gewohnt bin. Schade eigentlich, aber vielleicht habe ich auch einfach nur die falsche Ecke von Franken erwischt.
Bamberg jedoch macht die fehlenden Kurven wieder wett: Wer schon einmal hier war, weiß, wie schön die Altstadt ist. Hier kann man, wie in vielen anderen Städten mit einer weitgehend intakten bzw. erhaltenen Altstadt (die den Namen auch verdient hat) von einer Gasse in die nächste stolpern und immer wieder neues – bzw. altes – entdecken, ohne dass es langweilig wird. Was mich in Bamberg besonders fasziniert, ist, wie dezent sich die Ladenketten (ja, auch die großen) in das Stadtbild einfügen. Ziemlich gemütlich alles.
Es geht weiter Richtung Westen. Den Main passiere ich in Wipfeld per Fähre. Es ist die erste (mir bekannte) Fähre, bei der der Fährführer nicht zum bezahlen rumkommt, sondern bei der man selbst aus- bzw. absteigen muss. Sonderbar, aber egal.
Den nächsten Zwischenstop lege ich in Karlstadt ein. Ich parke auf einem kleinen Parkplatz unterhalb der Karlsburg und schicke die Drohne hoch – bei einem solchen Panorama muss man einfach Drohenaufnahmen machen, wenn man die Möglichkeit hat, finde ich. Natürlich mache ich auch noch ein schnelles HDR-Bild vom Boden aus, aber die Luftaufnahmen sehen schon deutlich besser aus. Weil es gerade so viel Spaß macht verbrate ich gleich zwei Akku-Ladungen, aber das ist es mir wert.
Die Altstadt von Karlstadt ist ebenfalls sehr gut erhalten; die alte Stadtmauer verläuft nach all den Jahrhunderten immer noch rund um den Stadtkern und ist stellenweise sehr gut erhalten! Auch viele andere mittelalterliche Gebäude sind in erstaunlich gutem Zustand, sodass es auch hier Spaß macht von einer Seitegasse in die nächste zu stolpern, um zu entdecken was es hier so alles gibt. Die Geschäfte werben hier teils sehr aggressiv, aber wenn man das Feilbieten der Waren weitgehend ignoriert und den Blick eher nach oben richtet und all die alten Fassaden bestaunt, ist auch das ganz gut zu ertragen.
Auf dem letzten Streckenabschnitt platziere ich eine meiner GoPro’s unten am linken Seitenkoffer – die Perspektive nur wenige cm über dem Asphalt ist einfach genial für Kurvenaufnahmen! Klar, das Nachbearbeiten ist extrem aufwändig, weil man an dieser Position die Kamera nicht für die interessanten Streckenabschnitte an- und nachher wieder ausschalten kann – ich werde also eine durchgehende Aufnahme von etwa einer Stunde Dauer haben, bei der ich die uninteressanten Abschnitte in mühsamer Kleinarbeit rauslöschen muss - aber das ist eine solche Perspektive auf jeden Fall wert!
In einer Kurve bekomme ich plötzlich einen Schlag gegen das Hinterrad – und nach kurzem überlegen ist klar, dass es nur die GoPro gewesen sein kann. Die Halterung habe ich seit letztem Herbst im Einsatz. Auf dieser Tour habe ich sie, nachdem ich nun wusste wie robust sie ist, in immer mutigeren Positionen ausprobiert und war von ihr derart begeistert, dass ich ihr nach dem Urlaub eigentlich einen eigenen Blog-Artikel widmen wollte. Ganz so überzeugt bin ich nun nicht mehr…
Ich habe die Kamera samt verschrammter Halterung zumindest wieder - ein vorbeifahrender Fahrrad-Fahrer hat sie noch durch die Gegend kullern sehen und die direkt vor den vorbeifahrenden Autos gerettet (vielen Dank nochmal). Die „Rettungs-Leine“ ist gerissen – die Kamera wurde offenbar beim Kontakt mit dem Hinterrad derart beschleunigt, dass auch die Sicherung nichts mehr gebracht hat. Die GoPro selbst funktioniert zwar noch, hat jedoch ihre Linsen-Abdeckung eingebüßt, die ich nicht mehr finden konnte. Hoffentlich kann ich die nachkaufen, sonst war es das mit der Wasser- (oder jetzt zumindest noch Spritzwasser-)dichtigkeit. Der Rest vom Gehäuse sieht noch ganz gut aus – die Plastik-Schale und das Display-Schutzglas haben schlimmeres verhindert. Schade – aber das ist nun mal das Risiko, das man eingeht, wenn man teure Elektronik in solch extravaganten Positionen einsetzt…