Tag 11: Norwegische Gebirgslandschaften & Wasserfälle II
25. Juni 2019Tag 13 – Eine gravierende Fehlentscheidung
27. Juni 2019Nach dem tagelangen Regen haben wir uns gleich doppelt über den warmen und sonnigen Tag gefreut - vor allem weil es hier an der Südküste Norwegens von kurvigen Küstenstraßen, die kleine Fischerdörfchen mit noch kleineren verbinden, nur so wimmelt: Während wir uns an diesem Mittwoch (Vor-)Mittag auf den herrlich Menschenleeren Straßen von einer Kurve in die andere werfen, haben wir das Gefühl dass wir nur das Bein ausstrecken müssen um den Fuß ins Meer halten zu können. Nicht umsonst wird dieser Landstrich die "Norwegische Riviera" genannt.
Wir kommen schließlich an unserem ersten Zwischenziel, dem Lindenes Fyr, an. Dieser Leuchtturm markiert den südlichsten Punkt Norwegens. In der ganzen Gegend gibt es eigentlich nur schroffem Fels, der hier und da von ein paar Pflanzen bewachsen ist. Trotzdem ist die Landschaft interessant anzusehen, weil die Felsbrocken tief gefurcht sind und sich daraus teils skurile Formationen ergeben. Der Leuchtturm selbst ist recht unspektakulär - und mit seinen "nur" 16 Metern gar nichtmal so hoch. Allerdings gibt es an dieser Stelle seit dem 17. Jahrhundert Leuchttürme, und so wurde die Umgebung im Laufe der Jahrhunderte immer wieder umgebaut und erweitert, sodass man heute eine Menge Gänge und Nischen erkunden kann. Und die sind überaus wichtig: Bei unserem Besuch hat es mächtig gestürmt, sodass wir uns kaum unterhalten konnten - die Gänge und Spalten zwischen den Felsen bieten einen gewissen Schutz vor der Witterung.
Auf unserem weiteren Weg nach Nordosten sind wir, abgesehen von ein paar Nebenstraßen, der E39 und später der E18 gefolgt. Wie bereits erwähnt haben norwegische "Autobahnen" eher den Charakter von Landstraßen (na gut - hier und da erinnern sie auch an Bundesstraßen, aber nach unserem deutschen Verständnis würde wohl niemand auf die Idee kommen eine norwegische "E-Straße" als Autobahn zu bezeichnen). In Kristiansand haben wir noch einen Zwischenstop eingelegt und uns die Festung Christianholm angesehen. Man kann den norwegischen Begriff "Festning" anscheinend nicht 1:1 mit dem deutschen Wort "Festung" übersetzen: Ein einzelnes Gebäude und eine Wehrmauer sind alles, was die "Festning" in Kristiansand ausmachen. Schon eine kleine Burg, wie wir sie aus Deutschland kennen, ist größer als das, was hier offenbar als Festung bezeichnet wird. Allerdings darf man nicht vergessen das Burgen und Festungsanlagen in Deutschland (und auch in Süd-Schweden) sehr weit verbreitet waren. Im weit nördlicher gelegenen und dünn besiedelten Norwegen gibt es deshalb kaum solche Anlagen, wie sie für uns (je nach Wohnort) trivial sind. Außerdem bin ich mir nicht sicher ob es im norwegischen eine Unterscheidung zwischen "Burg" und "Festung" gibt - vielleicht meinen beide Begriffe (so es denn im norwegischen überhaupt das Wort "Burg" gibt) das gleiche, nämlich eine befestigte Anlage die nicht so leicht eingenommen werden kann. Ich sollte das bei Gelegenheit mal recherchieren...
Wir haben unseren Aufenthalt in Kristiansand um einen lohnenswerten Pizzeriabesuch erweitert, bevor wir weitergezogen sind. Etwas überrascht hat uns ein Taxi, das einen Fahrgast abgeholt hat - es war nämlich ein Tesla. Zwar sieht man mittlerweile immer wieder Teslas - hier oben allerdings in einer Häufigkeit die Ihresgleichen sucht. Gefühlt ist jedes zweite Auto in Norwegen (und in Schweden sowieso) ein Volvo. Und von den restlichen Autos ist jedes zweite ein Tesla. Sogar die winzigsten Dörfer haben riesige Plätze, die mit Tesla-Ladestationen gesäumt sind. Es liegt ja auch auf der Hand: Norwegen ist nämlich auf gleich zwei Listen auf dem ersten Platz: Da der gesamte Strom über erneuerbare Energiequellen, vor allem über Wasserkraftwerke, generiert wird, ist der Strom hier oben extrem günstig - in ganz Europa gibt es kein Land, das den Strom billiger anbietet. Da führt dazu, das in Norwegen der Stromverbrauch exorbitant hoch ist: Lichter brennen den ganzen Tag über (in vielen öffentlichen Gebäuden gibt es noch nicht einmal Lichtschalter), geheizt wird zumeist aus der Steckdose und Strombetriebene Fahrzeuge haben sich hier oben sehr schnell verbreitet. Nur für uns Deutsche ist der Anblick eines Tesla-Taxis mal wieder etwas ungewöhnliches...
Zum Abend hin haben wir uns einen gemütlichen Campingplatz in einer geschützen Bucht gesucht und unser Zelt zum letzten Mal aufgeschlagen. Während wir gemütlich auf der Wiese vor dem kleinen Strand die letzten Dosen norwegischen Bieres getrunken und dabei der der sinkenden Sonne hinterhergeguckt haben, haben wir unsere Pläne für den nächsten Tag geschmiedet: Wie könnten einerseits - wie geplant - die E18 bis zu unserem letzten Tagesziel, dem gebuchten Hotel in Larvik, entlangfahren und vielleicht hier und da auf die noch kurvigeren Küstenstraßen ausweichen und uns die salzige Küstenluft durch das offene Visier ins Gesicht wehen lassen während wir permanent das Wasser zu unserer Rechten hätten. Oder wir planen doch noch einmal um und fahren noch ein letztes Mal ins Landesinnere: In der Nähe von Kongsberg steht nämlich die Heddal - einer der größten, ältesten und am besten erhaltenen Stabkirche Norwegens. Da die Voraussage für den morgigen Tag bestes Wetter ankündigt und wir ohnehin keine konkreten Sightseeing-Pläne für Larvik hätten, haben wir uns spontan für den Abstecher zur Stabkirche entschieden.