
Tag 13 – Eine gravierende Fehlentscheidung
27. Juni 2019
Von Softboxen, Windböen und (zum Glück) günstigen Aufsteck-Blitzen…
29. März 2020Nach dem viel zu frühen Aufstehen haben wir noch schnell den Rest Pizza von gestern Abend gefrühstückt und sind zum nahe gelegenen Hafen aufgebrochen. Überraschend viele Motorräder warteten hier bereits auf den Einlass (wie wir später erfahren haben gab es irgendein Motorrad-Event in Dänemark, dem auch reichlich Norweger beigewohnt haben). Zwar hatte sich ein Auto in die Motorrad-Spur gemogelt - wir wurden trotzdem separat als Erste herausgewunken. Als Motorradfahrer hat man nunmal das Privileg als Erster auf's Schiff zu dürfen - muss aber dann Maschine und Ladung sichern, damit auch ein etwas rauerer Wellengang unbschadet überstanden werden kann.
Wir hatten uns für ein paar Kronen extra einen Tisch beim Frühstücks-Buffet reserviert. Das hatte nicht nur den Vorteil das wir uns in aller Ruhe sattessen konnten - schließlich wollten wir in einem Durch bis nach Hause fahren (für mich immerhin gut 1.000km) - sondern auch den Vorteil dass wir für die gesamte Fahrt Sitzplätze hatten (auf einem voll beladenen Fährschiff sind diese nämlich immer rar).
Nach dem Essen haben wir an Deck noch ein letztes Mal der Küste hinterhergewunken, bevor diese so klein wurde das sie kaum noch zu erahnen war. Wir erkundeten schließlich noch alle Decks, statteten fast allen Läden einen Besuch ab und kauften noch ein paar zollfreie Kleinigkeiten ein, bevor wir Mittags planmäßig Hirtshals erreichten.
Dänemark durchquerten wir auf schnellstem Wege. Irgendwo auf der E45 kurz vor Kolding verabschiedete sich zwar eine GoPro-Halterung (sie war gut eineinhalb Wochen zuvor in Schweden schon einmal gebrochen, ließ sich jedoch noch reparieren). Zum Glück hatte ich für die reine Autobahnfahrt aber keine Kamera mehr dran.
Nachmittags erreichten wir die Pension, an der wir das Auto samt Anhänger hatten stehen lassen. Das Verladen ging recht schnell und so konnten wir uns zeitig auf den Weg machen. Der Rest der Fahrt verlief reibungslos und ohne nennenswerte Erlebnisse, sodass Daniel gegen 23:00 Uhr zu Hause war. Nachdem die Motorräder ebenso schnell wieder abgeladen und alles verzurrt war, konnte auch ich meine restlichen 200km Rückfahrt antreten und war gegen 1:00 Uhr wieder zu Hause und war bereits um 1:30 Uhr wieder in Norwegen - wenn auch nur im Traum...
Fazit
Norwegen ist definitiv eine Reise wert! Oder auch zwei...
Wir sind gut viereinhalbtausend Kilometer in zwei Wochen gefahren und haben dabei viele Gegenden kennengelernt: den ruhigen und weiten Osten des Landes, das felsige und regnerische Fjordland im Westen; wir haben die Pässe der Telemark bei ungemütlichstem Wetter durchquert und uns anschließend in die Sonne der Südküste gelegt. Wir sind immerhin bis zum 62. Breitengrad nach Norden gefahren und haben den südlichsten Punkt des Landes besucht - und doch haben wir nur einen Bruchteil des Landes gesehen. So manches Mal haben wir uns gewünscht die Tour doch nur auf zwei oder drei Regionen zu beschränken und diese näher auszukundschaften - und doch hat mir dieser Urlaub so gefallen, wie er war. Sicher - das Wetter hätte etwas besser sein können, aber so eine Motorrad-Tour ist schließlich auch ein Stück weit ein Abenteuer - vor allem, wenn man mit dem Zelt unterwegs ist. Außerdem hat man, wenn man ständig nur in seiner Wohlfühl-Zone bleibt, nachher weniger zu berichten. Nur wer eine regnerische Nacht auf der Isomatte verbracht hat, weiß einen auf dem Gaskocher frisch aufgebrühten Instant-Kaffee aus der Blechtasse zu schätzen. Wie langweilig ist doch dagegen ein reich gedecktes Büffet im 4-Sterne-Hotel mit anschließendem stundenlangen herumlungern am Strand bei permanenten 28°C im Schatten...?!
Für mich steht jedenfalls fest: Um das Land zunächst einmal kennenzulernen, war diese Tour genau richtig: Für einen nächsten Besuch wüsste ich schon, für welche zwei, drei Regionen ich mir jeweils ein paar Tage Zeit lassen und welche ich getrost weglassen würde. Die gefahrene Strecke wäre sicher nur halb so lang, aber dafür könnte man mehr entdecken.
Andererseits: Lebt eine Motorrad-Tour nicht auch davon, das man ständig unterwegs ist? Das man nicht immer die gleichen Landschaften sieht und jeden Tag über die gleichen Zubringer-Straßen fährt? Das man einen Ort besucht und dann zum nächsten aufbricht?
Man findet sicher noch mehr Argumente für beide Herangehensweisen - und sicher immer auch jemanden, der es genau so sieht. Ich glaube das beide Arten, eine Urlaubs-Tour zu fahren, für jeden geeignet sind - abhängig von der jeweiligen Laune und natürlich auch dem Land, das man kennenlernen möchte. In Schweden habe ich es im letzten Jahr anders gemacht - der Norwegen-Urlaub war ein krasser Kontrast dazu. Beim nächsten Mal plane ich vielleicht eine Kompromiss-Lösung mit je 3-4 Tagen in einer Gegend - mal sehen...
Norwegen ist zumindest, um das abzuschließen, ein Land das viele Möglichkeiten bietet. Dazu kommen wunderschöne unberührte Landschaften, sehr nette Menschen und abwechslungsreiche Regionen. Flächenmäßig ist es etwas größer als Deutschland - und ein Urlaub in den Alpen sieht nun mal anders aus als ein Strandurlaub an der Nordsee. So ist es mit Nrowegen auch.