Tag 3 – Wasserfälle im Herzen des Schwarzwaldes
10. Juni 2020Tag 5 – Bodensee
12. Juni 2020Ich habe es mir mittlerweile zur Angewohnheit gemacht morgens als allererstes den Wetterbericht zu checken - eigentlich untypisch für einen Motorrad-Urlaub, da man ja tendentiell in Zeiten guten Wetters fährt. Aber ich scheine keinen allzu guten Zeitraum für meine Tour gewählt zu haben, deshalb plane ich lieber morgens noch einmal die Strecke etwas um, habe aber dafür auch Strecken, die man auch bei nasser Fahrbahn ganz gut fahren kann - auch wenn dafür das ein oder andere Zwischenziel ausfallen muss. Die schönen Tage sind bei einer solchen Tour eben umso schöner.
Für heute sieht es erfreulich gut aus! Die am Vorabend angekündigten Regenwolken haben sich über Nacht verzogen, sodass ich heute trocken bleiben und vielleicht auch endlich mal ein paar kurvige Schwarzwald-Strecken mit trockenem Asphalt zu sehen kriegen werde! Ich breche also auf und schon bald erfüllen sich meine Hoffnungen auf schöne Strecken und reizvolle Straßen. Auf einem schmalen Abschnitt, irgendwo im Hochschwarzwald, fahre ich zwischen einem steil ansteigenden Waldstück auf der einen und einem kleinen vor sich hin plätschernden Fluss auf der anderen Seite entlang. Spannende Felsformationen lassen mich immer wieder langsamer fahren - an einer musste ich einfach anhalten und ein paar Fotos machen. Ich finde die Strecke so klasse, dass ich gleich mal hier verlinkt habe (für diejenigen, die im südlichen Schwarzwald unterwegs sind oder eine Tour in dieser Region planen).
Nach weiteren schönen Streckenabschnitten bin ich noch ein Stück am Rhein, der hier die Grenze zur Schweiz markiert, entlangefahren. Kurvenreiche Straßen schlängeln sich durch die hügelige Landschaft und manchmal hätte ich fast vom fahrenden Motorrad aus in den Rhein spucken können - sofern ich keinen Integralhelm aufgehabt hätte... Mein heutiges Zwischenziel ist die Ruine Küssaburg, etwas außerhalb des gleichmanigen Ortes. Inmitten einer verhältnismäßig "flachen" Landschaft erhebt sich ein einzelner großer Berg. Und schon von weitem erkennt man die Überreste einer massiven Burganlage. Bei bestem Wetter schleppe ich die Fotoausrüstung den steilen Aufgang hinauf - aber die Mühe hat sich gelohnt! Und weil das Wetter gerade mitspielt und ein paar gemächlich vorbeischleichende Schäfchen-Wolken den ansonsten blauen Himmel zieren, klettere ich noch ein Stück einer gut erhaltenen Mauer hinauf und platziere meinen motorisierten Panorama-Kopf ganz oben und stelle ihn auf eine 20minütige 360°-Zeitraffer-Aufnahme ein, sodass ich in der Zwischenzeit in Ruhe die Ruine erkunden kann. Leider bedeutet die erhabene Position dieser Ruine auch, dass sich der einzige Sendemast in dieser Gegend genau aus der Ruine erhebt... Etwas schade ist es schon, aber zumindest aus den Bildern kann man ihn ja rausretuschieren. Immerhin ist der LTE-Empfang hier bombastisch!
Ich sitze kaum zehn Minuten wieder auf dem Motorrad als ich mich ganz unverhofft auf einer weiteren traumhaft schönen Strecke wiederfinde: Zwischen Detzeln und Ebnet wird derzeit die Straße saniert - der Abschnitt bis Obermettingen ist bereits fertig gestellt: Auf perfektem Asphalt geht es entlang eines kleinen Bachlaufs von einer Kurve in die nächste - schönstes Kurvenwedeln auf etwa 10km Länge, ohne dass eine nennenswerte Gerade die Schräglagen-Orgie stören würde. Herrlich! So sehr, dass ich auch diese Strecke wärmstens weiterempfehlen kann und hier zur weiteren Verwendung verlinkt habe.
Bei aller Euphorie bleibt jedoch ein kleiner (nein, eigentlich ein großer) Wermutstropfen: Ein Freund hatte mir, schon vor langem, den Rheinfall in Schaffhausen empfohlen: Auf 150 Metern Länge stürzen die Massen des Rheins hier 23 Meter in die Tiefe. Wenn man jetzt einen Blick auf die Karte wirft, stellt man shcnell fest, dass der größte Teil der Stadt Schaffhausen in der Schweiz liegt. Und da die Corona-Schutzbestimmungen erst in drei Tagen gelockert werden, muss ich wohl doer übel auf dieses Naturschauspiel verzichten (bzw. es auf eine spätere - noch zu plenande - Tour verschieben). Ich hatte kurz darüber nachgedacht mich grenznah am deutschen Stadtteil zu positionieren und die Drohne rüberzuschicken - ich kann mir nicht vorstellen dass die 14-tägige Quarantäne-Frist auch für Elektronik-Geräte, die die Grenze überqueren, gilt. Ich habe mich letztlich aber dagegen entschieden - zum Einen weil ich keinen Ärger mit Grenzbeamten provozieren wollte und zum Anderen weil ich recht zeitig das Tagesziel Konstanz erreichen wollte: Es hat sich nämlich recht spontan ergeben, dass meine Frau genau in diesen Tagen einen Termin im süddeutschen Raum hatte und wir konnten es so planen, dass wir einen gemeinsamen Abend am Bodensee verbringen konnten.
Über Konstanz wusste ich bis zu diesem Tag genau gar nichts. Außer, dass es am Bodensee liegt und Teile der Stadt in der Schweiz liegen. Es ist aber schon erstaunlich, was man über einen Ort erfahren kann, wenn man mit halbwegs offenen Augen und ohne Plan einfach mal auf gut Glück durch die Gassen der Altstadt stolpert. Den nördlichen Teil der Stadt haben wir übrigens größtenteils gemieden - hier war es weder besonders ansehnlich oder interessant. In der Altstadt gibt es aber viel zu entdecken - vor allem, wenn man nur einen Tag Zeit hat. Die winzigen Gassen und antiken Architekturen machen die Stadt besonders charmant - insbesondere, wenn man in einem der zahlreichen Biergärten (oder auf einem der vfest vor Anker liegenden Bier-Schiffen) sitzt kann man viele Details entdecken. Und genau das macht eine solche Motorrad-Tour aus: man kann viele Orte und Landschaften entdecken - aber eben nur oberflächlich, weil man ständig auf der Durchreise ist...