Tag 4 – Hochschwarzwald und entlang der schweizer Grenze
11. Juni 2020Tag 6 – Bayerische Voralpen I
13. Juni 2020Es scheint wettermäßig der beste Tag der Tour zu werden - wir sind daher schon früh aufgestanden und haben nach einem schnellen Frühstück die Gelegenheit genutzt um die Konstanzer Altstadt noch einmal bei Tageslicht zu erkunden. Das unheilige Trio (Brückentag / Freitag / bestes Wetter) macht es aber nicht gerade gemütlich - die ganze Stadt ist vollgestopft mit Menschen, die sich wenn irgend möglich frei genommen haben. Ist ja auch verständlich. Ähnlich voll ist das Wasser übrigens auch - ich glaube so ziemlich jeder Bodensee-Anwohner hat in irgendeiner Form ein schwimmendes Gefährt (und bewegt dieses, sobald es das Wetter zulässt).
Gegen Mittag breche ich dann auf - mit gut 100km ist es die kürzeste Tages-Tour meines Urlaubs. Eigentlich wollte ich den See einmal komplett umrunden, aber da die Aus- / Einreisebeschränkungen für Österreich und die Schweiz erst am Montag aufgehoben werden, muss es eben für dieses Mal bei der "halben" Umrundung auf der Nordseite des Sees bleiben. Die erste Hälfte der Fahrt gefällt mir auch richtig gut: Kurvenreiche Strecken verbinden kleine Ortschaften miteinander und die Aussicht ist geprägt von Grüntönen in allen Facetten, immer wieder unterbrochen vom durchscheinenden blau des Wassers. Irgendwo auf halber Strecke mache ich einen 5-Minuten-Wasser-und-Foto-Stop mit bester Aus- und Übersicht über das Bodensee-Panorama. Die Alpen kommen auch immer näher, die unscharfen Konturen vom Vorabend werden schärfer und die diffusen weißen Flecken, die ich gestern Abend auf den Gipfeln erahnen konnte, sind nun ebenfalls klar und deutlich zu sehen. Fast schon habe den Eindruck einzelne Schneemänner erkennen zu können...
Die zweite Hälfte der Umrundung war von gleich zwei Unannehmlichkeiten geprägt: Die morgendliche Wärme ist Hochsommerlicher Mittagshitze gewichen, was an sich kein Problem wäre, doch ich gerate unvermittelt in die nächste Vollsperrung - ohne Aussicht eine Umleitungsstrecke nehmen zu können. Es ist nämlich mal wieder keine ausgeschildert. Und selbst wenn es eine geben würde, ist sie bereits jetzt ebenso überfüllt wie "meine" Route, denn es wollen gefühlt ALLE Anwohner aus ALLEN umliegenden Dörfern, Ortschaften, Kreisstädten und Landkreisen zum Bodensee. So bleibt mir nur durchzuhalten, den verbleibenden Kilometern auf dem Navi beim sinken zuzusehen und mich von Rotphase zu Rotphase in den Schatten eines Baumes, Hauses oder Busses zu retten, so denn einer vorhanden ist.
Letztlich komme ich aber doch in Lindau an, checke ein und verziehe mich erstmal ein Stündchen auf mein Zimmer, bevor ich mich wieder hinauswage um die Stadt - und vor allem die kleine vorgelagerte Insel - zu erkunden. Sie ist ähnlich charmant wie die Altstadt von Konstanz: hier kann man ebenso von einer kleinen Gasse in die nächste stolpern, wenn man den großen Touri-Strömen und den immer gleichen Einkaufsketten in der Innenstadt ausweichen möchte. Teils sind die kleinen Gässchen nur gut einen Meter breit und schlängeln sich durch lange und hohe Häuserschluchten. Kleine Hinweisschildern lassen erahnen das hier noch alteingesessene Handwerker ihre Waren und Dienste anbieten - ich finde so etwas weitaus interessanter und spannender zu erkunden als die "gewöhnlichen" Innenstädte.
Letztlich verschlägt es mich aber doch zu einer der überfüllten Uferpromenaden - immerhin hat man von hier aus die beste Sicht auf den See und das gegenüberliegende (Vor-)Alpen-Panorama. Das Wetter scheint sich Seewärts auch schon etwas gewandelt zu haben; kräftige Böen werfen (verhältnismäßig hohe) Wellen auf und hier und da muss ich meine Kamera doch etwas fester in der Hand halten. Immerhin ist die Hitze so besser zu ertragen.
Abends werfe ich noch einen Blick auf die Vorhersagen für den nächsten Tag: Mit etwas Glück und einer nur leicht überarbeiteten Planung kann ich vielleicht doch noch trockenen Reifens zum nächsten Tagesziel kommen - ich hoffe das beste...